Leckortungen

Aber früher gingen wir nur mit einem Schutteimer und Hammer und Meißel auf Lecksuche…

Und fanden in einer nassen Wand aber kein defektes Rohr! Wand kaputt, Fliesen zerdeppert, Bewohner und Versicherung nur mäßig begeistert. Ab 1970 zog es langsam an, es wurden pfiffige Messgeräte entwickelt, mit denen Leckagen in Wänden und Böden ohne deren Zerstörung ermittelt werden sollten. Aber nur wenige Dienstleister und Handwerker konnten sich diese teuren Geräte leisten, daher hielt sich die Steinmetzmethode erst einmal hartnäckig.

Die Versicherungen beauftragten dann aber nur noch Spezialfirmen, die eine zerstörungsfreie Leckortung anbieten konnten. Jetzt lag der Ball wieder bei dem Handwerker, entweder er investierte oder blieb außen vor, was bei den meisten dann zutraf, waren doch die Summen für eine umfassende Ausstattung erheblich.

Und da diese Spezialfirmen dann auch noch eine Art „Erste Hilfe“ im Schadenfall plus die geräteintensive Bautrocknung nach einem Wasserschaden anboten, geriet ein klassischer Haustechniker immer weiter weg von diesem Leistungsumfang.

Das wollten wir aber so nicht auf sich beruhen lassen und investierten in Hardware und Fachwissen, weil wir inmitten des Trubels doch immer den Part der Reparatur übernehmen mussten, weil wir es entweder durften (Trinkwasserarbeiten nur mit Konzession) oder konnten, nur gingen all die anderen Prozessphasen an uns vorbei. Das tat natürlich weh, denn wer kann besser als ein Installateur Leckortung an einer großteils unsichtbaren Leitungsanlage leisten?

Die Kenntnisse über Planung und Errichtung solcher Systeme verschafft natürlich einen Vorsprung in dem Servicefall.

Und das Fachwissen über die effektivste Art der Trocknung ist kein Geheimnis, weil die Gerätehersteller durch Seminare und Öffentlichkeitsarbeit emsig an der Verbreitung dieses Fachwissens arbeiten. Schließlich leben diese vom Verkauf der Geräte und der läuft regulär nur an Firmen, die wissen, was sie tun.

Trotz Einsatz modernster Analyse- und Messtechnik verläuft die Leckortung nicht zwangsläufig erfolgreich!

Fall 1:

Objekt ist ein modernes MFH mit 4 Etagen, an den linken Außenwändes des Bades entsteht Schimmel. Sowohl die Heizungsanlage (Kompaktheizkörper mit PEx-Rohr im Boden) als auch die KW-Leitung können in der Wohnung abgesperrt werden, das WW kommt vom Durchlauferhitzer im Bad. Aber die sorgfältigen Druckteste mit Messen des Druckverlustes bei erhöhtem Wasserdruck führen zu keinem klaren Ergebnis. Bei abgesperrtem DLE stellt sich im KW-System ein kleiner Druckverlust ein. Also blasen wir diese mit Druckluft aus und füllen Tracergas (95% inerter Stickstoff N2 + 5% Wasserstoff H2) ein, okay, das hochsensible Messgerät misst schon Differenzen, aber die eine klare Stelle, an der es nur so sprudelt, will sich nicht finden lassen. Ganz zu Beginn haben wir mit diesem Multimessgerät UM 800 eine Leitungsortung durchgeführt und deren Verlauf auf dem FB mit Klebeband markiert. Der Verdacht erhärtete sich auf die Zone unter dem Waschbecken, und durch Wandstärkenmessungen erkannten wir, daß die Abfluß- und Wasserleitung auf der Trennwand zum Sz. lagen und die ganze Wand später mit einer Vorsatzschale verkleidet worden ist, die klassische Gipsplattenwand am Ständerwerk. Also öffneten wir diese Wand unter dem Becken und zum Boden hin wurde es feuchter, also setzten wir unseren Fliesen-Ablöse-Heißluft-Powerfön ein und konnten dadurch ca. 25 Minuten später einige Bodenfliesen unfallfrei ausnehmen, die Fugen hatten wir selbstverfreilich entfernt, was mit einem Multitool und einer Mini-Flex ausgezeichnet geht. Wir legten die damals weich gelöteten Kupferrohre D18 frei und der Estrich wurde in Richtung der von rechts kommenden Zuleitung immer feuchter. Die Rohre lagen in einer Dämmhülse und die mussten wir erst mal aufschneiden und entfernen. Estrich und Styropor waren entfernt worden, aber wo war das Leck? Mein Sohn hatte die Idee, unser Endoskop in den Estrichkanal zu schieben, in dem die KW- und WW-Leitungen lagen. Seltsamerweise waren die Dämmhülsen nicht vom Estrich eingegossen worden sondern lagen in einer Art Kanal, als ob es vor der Estrichverlegung eine Verschalung für die Rohre gegeben hätte. Tatsächlich sahen wir auf dem HD-Monitor, wie sich an der Unterseite einer Lötnaht zwischen Rohr und Bogen ein Wassertropfen abseilte, dann der nächste usw. Wir hatten ja auch nach den Drucktests unsere hochmoderne Abhöranlage mit Grafikmonitor (Schall kann gefiltert und graphisch dargestellt werden) eingesetzt und jetzt wurde klar, warum die auch nichts Außergewöhnliches finden konnte. So ein Tropfen verursacht kein Geräusch und in der Isolierhülse schon mal gar nicht und er kann auch nicht am Entstehungsort austreten, aber er kann über Monate die ganze Umgebung durchziehen und wenn der Wasserfilm an Wände kommt, zieht er sich hoch und dann erst treten die bekannten Baufeuchte-Bilder auf.

Fall 2

In einem MFH mit bis zu 5 WE pro Etage floß aus dem Leitungsschacht der Küche eines Bewohners oben warmes Wasser aus der Revisionsöffnung. Wir guckten hinein und gewahrten etliche Leitungen in Minerawolle alukaschiert eingepackt, und eine WW-Ltg. war auch dabei, nur kam es da nicht raus, sondern von noch höher, nur war hier Ende vom Gelände, keine Wohnung mehr darüber, der Block hatte keine einheitliche Dachlinie, aber links daneben die Wohnungsspalte hatte 1 Geschoss mehr, also klingelten wir da mal. Mit unseren Männerschritten und Laser-Entfernungsmesser konnten wir in der Wohnung ungefähr eine Zone ganz rechts erkennen, die vielleicht die Schadenwohung im 3. Geschoss minimal überlappte und so dort Wasser hinschicken konnte. Im Gespräch mit dem ET wies er auf eine Besonderheit der letzten Tage hin, wenn er seine Dusche betrete, war es warm unter den Füßen. Aha, also raus mit der Wärmebildkamera und Aufnahme gemacht, und ei gugge da, des Mannes Füße hatten nicht gelogen, ein großer Warmfleck war zu erkennen. Also sperrten wir Heizung und WW für die Wohnung ab und einige Stunden später versiegte der WW-Quell in der Meldewohnung und die Füße des ET in der 4. Etage mussten wieder auf die kalte Platte steigen. Als wir dann die Heizungsanlage auf Druck testeten, gab es einen rasanten Abfall, ein Traumergebnis, und die WW-Leitung war kontinent, konnte also wieder geöffnet werden. Daraus ergab sich der gewaltsame Ausbau der Duschanlage mit unvermeidbarer Zerstörung vieler Fliesen und unter der Acrylwanne stemmten wir 2 völlig durchkorrodierte Weichstahlrohre der direkten Fernheizung aus dem Beton. Die haben wir dann fernwärmegerecht (Messing Klemmringverschraubungen oder hartlöten oder schweißen oder Gewindeverbindung alles nur mit Metall) repariert. Für 5 Wohnungen haben wir dann Trocknungsanlagen aufgebaut, so daß nach einigen Wochen die bauliche Wiederherstellung beginnen konnte. Der Schaden kam offensichtlich durch nicht zugelassene RG-Pressfittinge, denn die Fernwärmelieferanten führen die auf der Verbotsliste, weil die Gummimischungen der O-Ringe der Wirkung der beigesetzten Chemikalien nicht standhalten können. Wir haben schon sehr komlizierte Reparaturen an Fernwärme-Direkt-Leitungen im FB durchgeführt, wo wir uns Spezial Lötabsatzstücke auf D 16 mm bestellt und diese nach dem Blankmachen mit Silberlot aufgelötet haben.

Fall 3

Ein Reihenhaus von 1985 mit mehreren versetzten ebenen, wo also die Treppen halbiert sind und zwischen den Geschossen nur 7 Stufen bewältigt werden müssen. In der untersten Ebene vorne links der Heizraum mit Ölfeuerung, 1/2 Etage höher hinten das Wohnzimmer. In der Berührungszone dieser beiden Räume entwickelte sich Schimmel an den Wänden im Heizraum, also an der Stirnwand links auf einer Höhe von ca. 1,20 m, aber im Wz. war nichts zu sehen. Im Heizraum sah man genau dort die KW-Leitung zum Zapfventil auf der Terrasse verschwinden, nur war die Leitung mit Abgasrohr und Heizungsleitungen schwer zugebaut. Aber ein altes SSV (Schrägsitzventil) saß dort und ich konnte das Original Entleerungsventil ausschrauben und in die Gewindebohrung 1/4″ über einen Adapter ein längeres Rohrstück einbauen, an dessen Ende ich einen fachgerechten Füll- und Entleerungshahn montieren konnte. Der folgende Drucktest mit Wasser ergab klaren Verlust, jetzt musste nur noch die Stelle im FB vom Wz. gefunden werden, nur handelte es sich um einen 38m²-Raum, da gab es ordentlich Möglichkeit für eine Leckage. Damals wurde Wicu-Rohr verlegt, es war ein von der Rolle abgewickeltes, weiches Kupferrohr 15×1 mm mit einem gelblichen PVC-Mantel von nur 1,5 mm Wandstärke, außen glatt aber innen mit Längsrillen. Bei einer Leckage kann das Wasser durch diese Längsrillen laufen und kommt oft etliche Meter weit weg von der Schadenstelle heraus. Ich baute meine Leitungsortungsanlage UM 800 auf und markierte den Verlauf wieder mit Klebestreifen auf den Fliesen des Wz. Dann blies ich die Leitung mit Druckluft aus und füllte das Tracergas ein, in der Zone zum Keller hin kam der Ausschlag, also löste ich da eine große Fliese ab, stemmte den Estrich auf, entfernte das Styropoer und legte die Wicu-Leitung frei. Die war durch Lochfraß dort defekt und konnte durch ein neues Rohrstück ersetzt werden. Dann wieder Drucktest gemacht, alles dicht, prima! Flugs das Dämmmaterial wieder eingelegt, Estrich angerührt, verklappt, Feierabend. Ein paar Tage später habe ich die Fliese eingeklebt, verfugt und versiegelt, Kunden haben gestrahlt, Kaffee war TOP.